Sensibilisierung auf beiden Seiten
Asylanten dürfen die ersten drei Monate ihres Aufenthalts in der Schweiz keiner Arbeit nachgehen. Und auch danach ist es schwierig, eine Anstellung zu finden. Denn wer einen Migranten bei sich in der Firma einstellen möchte, muss ein entsprechendes Gesuch stellen und eine Reihe Anforderungen erfüllen. Um diese Hürden bestmöglich bewältigen zu können, bietet die SFH, die Schweizerische Flüchtlingshilfe zahlreiche Weiterbildungen und Projekte an. Es sei gleich vorweggenommen, dass für eine erfolgreiche Migrationspolitik nicht bloss die enge Zusammenarbeit mit Flüchtlingen notwendig ist, um diese möglichst gut zu integrieren; sondern auch, dass die Einheimischen für das Thema sensibilisiert und entsprechend geschult werden. Hierzu bietet die SFH zahlreiche Weiterbildungen für diverse Zielgruppen wie Sozialarbeiter oder Fachpersonen aus der Migrationsarbeit an. Themen sind dabei Trauma, Psychohygiene, Konfliktmanagement, Länderinformationen und vieles mehr. Daneben wird unter anderem der Projekttag «Flucht und Asyl» für Schüler betrieben wo man die Begegnung mit Soldaten, Schleppern und Grenzwächtern simuliert, über die Migrationspolitik informiert und auch in einer Erzähl- und Fragerunde mit einem ehemaligen Flüchtling ins Gespräch kommt. Daneben wird das Projekt «SFH-Gastfamilien» geführt, wo sich Gastgeber, Pflegefamilien und sonstige Anbieter von Wohnraum Asylsuchenden annehmen können. Eins ist längst klar: schlecht integrierte Flüchtlinge bedeuten hohe finanzielle und soziale Kosten. Linke Politiker fordern deswegen sofortigen Sprachunterricht für Neuankömmlinge, das Entfernen sämtlicher Hürden zur Arbeitsintegration und auch die Änderung finanzieller Anreize auf Bundesebene. Denn die Kantone müssen zwingend ein Interesse daran haben, Migranten in der Wirtschaft einzusetzen. Gerade der Kanton Graubünden nimmt in dem Zusammenhang eine Vorbildfunktion ein, denn hier werden überdurchschnittlich viele Asylsuchende auf dem Arbeitsmarkt integriert. Der Fokus und die eingesetzten Gelder liegen hier klar beim Erlernen der deutschen Sprache und der Jobsuche. Nach einer informativen Willkommensveranstaltung beginnt hier der Integrationsprozess mit einem sprachlichen Einstufungstest. So werden die Migranten nach ihrem Niveau weiteren Deutschkursen zugeordnet. Des Weiteren folgt ein dreiwöchiges Praxisassessment, wo das Schweizer Berufswesen (Anforderungen, Arbeitsmarkt, Arbeitsvertrag, Bewerbungen etc.) unter die Lupe genommen wird. Dann folgt der Einsatz eines zweiwöchigen Praktikums in einer Werkstatt. Die Flüchtlinge erhalten im Anschluss einen vollumfänglichen Lebenslauf, Bestätigungspapiere zum ganzen Prozess, sowie einen Handlungsplan, was als Nächstes zu tun ist. Zudem bekommen alle Migranten Job-Coaches, welche sich individuell den Migranten annehmen und für eine gelungene Vermittlung mit KMUs zusammenarbeiten.
Sprachförderung ist erwünscht
Gut integriert zu sein bedeutet, sich in der neuen Umgebung vorzustellen, die Sprache zu beherrschen, über das eingewanderte Heimatland informiert zu sein, die hier geltenden Regeln zu kennen und zu respektieren und als Pluspunkt wird das Engagement in einem Verein oder der Nachbarschaftshilfe angesehen. Um das zu erreichen bietet die Schweiz zahlreiche Integrationskurse an. Wichtige Themen sind hier die Pünktlichkeit, Hygiene und in Bezug auf Männer der Umgang mit Frauen. Auch will man hier ehrlich sein in Bezug auf die Arbeitswelt und die Wohnungssuche. Falsche Illusionen dürfen nicht aufrechterhalten werden. Auch der Umgang mit dem einheimischen Volk muss gelernt sein und so sollen unsere Werte und Moralvorstellungen vermittelt werden. Da vor allem die Sprachförderung der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration ist, möchte dies der Kanton St. Gallen ab dem Jahr 2017 mit wohnortnahen Angeboten zum Deutschlernen umsetzen. Dies soll in Form von sogenannten Quartiersschulen geschehen, welche als Ergänzung zu professionellen Deutschkursen zur Verfügung stehen werden. Auch die Bibliothekswelt hat sich dem Thema angenommen und bietet Flüchtlingen ihre Unterstützung an. Die Stiftung Bibliomedia, welche sich für die Leseförderung einsetzt und schweizweit Bibliotheken mit fremdsprachiger Literatur beliefert, hat ein Projekt in die Wege geleitet, um Flüchtlingen die Sprache, Kultur und Alltagsdinge beizubringen. Hierzu werden Sprachkurse, Medien und Spiele für alle Altersgruppen in diversen Landessprachen angeboten. Neben einem ausgewogenen Angebot wird beim Einkauf auch darauf geachtet, dass mit der Lektüre wertvolle Informationen über die Schweiz mitgegeben werden können. Daneben bietet der Kanton Bern ein Bibliotheksprojekt an, wo Bücherboxen direkt in Flüchtlingsunterkünften geliefert werden. Vor allem Bilderbücher sind bei den Migranten sehr gefragt, auch bei den Erwachsenen. Ausserdem hält sich die Nachfrage nach Belletristik in der eigenen Landessprache sehr in Grenzen, das Deutschlernen ist überaus erwünscht. In der Kornhausbibliothek wird dafür zweimal im Monat ein schweizweit einzigartiges Angebot für Flüchtlingskinder bereitgestellt. Therapiehündin Fina ist dann jeweils voll und ganz für die Kinder im Einsatz. Mit selbstgemachten Zeichnungen und Bilderbüchern sollen sie der geduldigen Hündin Geschichten erzählen, von sich berichten und so ihre Erlebnisse verarbeiten. Viele trauen sich so auch mehr, sich zu öffnen und vertrauen Fina vielleicht sogar ihre Geheimnisse an. Daneben lernen die Kinder so auch gleich die deutsche Sprache. Bei unserem nördlichen Nachbarn in Nürnberg hat sich dagegen gleich ein neuer Bibliothekstyp entwickelt: die Asylothek mit einem Mindestbildungsangebot für Migranten. Geleitet von ehrenamtlichen Mitarbeitern geht es hier vor allem darum, völlig banale Dinge zu vermitteln. Die Flüchtlinge sollen einfache Sätze lernen, welche sie in der alltäglichen Kommunikation nutzen können. Das Konzept ist somit sehr simpel – funktioniert aber bestens und wird bereits schon überall in Deutschland angeboten. Das Gespräch mit Migranten darf durchaus als Win-Win-Situation gesehen werden, denn den Gesprächspartnern öffnet sich so ebenfalls eine völlig neue Welt. Man erfährt gegenseitig von fremden Ländern und Kulturen und lernt voneinander. Sei dies ein ausländische Kochrezept, eine bisher fremde Mentalität und vielleicht sogar eine Freundschaft fürs Leben.
Kontaktsuche zu Landsleuten, sowie zur inländischen Bevölkerung
Das Erlernen der deutschen Sprache von Personen mit Migrationshintergrund dient der schulischen wie beruflichen, aber auch der sozialen Integration. Wichtig dafür sind soziale Kontakte, in denen die deutsche Sprache gebraucht wird, um gemeinschaftliches Handeln zu erreichen. Freundschaftliche, familiäre oder nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen, trägt viel zum Wohlbefinden der Menschen bei, da sie die soziale Integration fördern und das menschliche Bedürfnis befriedigen, einer Gemeinschaft anzugehören. Dadurch wird eine Person auch mit einem Sozialkapital ausgestattet, bei dem sie die Ressourcen für die Durchführung ihrer Vorhaben und Unterstützung bei der Bewältigung von schwierigen Lebenssituationen finden kann. Für Migranten bedeuten soziale Kontakte ausserdem Akzeptanz und Integration.
Menschen, die sich selbst als integriert wahrnehmen, sind wesentlich aufgeschlossener dafür, einerseits Sitten, Gebräuche und Gepflogenheiten ihrer neuen Heimat anzunehmen und andererseits ihren Beitrag für die neue Gemeinschaft zu leisten.